Zwischen E-Learning und dem Nirgendwo

Hinter mir liegen ein 88 Seiten bericht der Regierung, eine 33 Seiten Studie und eine Kladde voll mit Texten rund ums E-Learning. Denn währemd der Rest des Kurses sich ganz speziell mit Themen auseinandersetz muss ich mich erstmal im pädagogischen Bereich informieren, mich mit Lernkonzepten- und theorien auseinandersetzen. Nach einem langen Tag blicke ich jetzt völlig verärgert auf einen wüsten Stapel von Collegeblockblättern – als Mensch der alten Schule schreibe ich mir Sachen per Hand auf Zettel – und ärgere mich schwarz, dass meine Medienkompetenz nicht soweit fortgeschritten ist, dass ich alles in ein Word-Document schreibe um es dann weiter verarbeiten zu können.

Fazit: blöd gelaufen, aber ich bin nicht die einzige die es mit der Medienkompetenz nicht so hat. Scheinbar hinkt Deutschland im E-Learning-Vergleich mit Großbritannien oder Finnland oder Europa insgesamt ganz schön hinterher. Was zum einem an Geldmangel und zum anderen an mangelnden Konzepten hängt. Verbesserungsvorschläge gibt es viele und auf Länderebene sogar zahlreiche Initiativen, die Versuchen das E-Learning zu verbessern. Drei will ich mir genauer angucken: Bayern Online, CidS und NRW Schulen ans Netz – Verständigung weltweit. Aber nicht mehr heute, denn jetzt wartet noch CNAS, und dabei kann mir zum Glück nicht dieses Zettelmissgeschick passieren, sind ja schließlich alles Excel-Tabellen…

Zurück in die Zukunft

„Hier zeigt man Siebtklässler; die zu Beginn der Unterrichtsstunde ihre eigenen Notebooks an digitale Schulnetze anschließen, z.B. um sich gemeinsam mit der Geschichtslehrerin per Mouseklick Wissen über die antiken Hochkulturen mithilfe von Filmsequenzen, digitaler geografischer Einordnung und Fragen dazu aneignen. Im individuellen Teil der Multimedia-Anwendung bestimmt jeder sein Lerntempo selbst, der Computer passt das Anforderungsniveau den Schülern an und gibt gegebenenfalls Hinweise. Später simulieren die Schüler das Thema Umweltplanung; ein interaktives Szenario ermöglicht es, Relationen von Umweltbelastungen, Verkehrsflüssen und Erholungsräumen herzustellen und so das ganzheitliche Lernen zu fördern. Für die Lehrperson ergibt sich durch die Möglichkeit der elektronischen Korrektur und Bewertung von Leitungen eine Zeitersparnis, die sie sinnvoll für Lektüre und Vertretung nutzten.“

FAZ 3. März 1995: „Eine kleine Zeitreise – ein Schulalltag im Jahr 2004“

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„Term covering a wide set of applications and processes, such as a web-based learning, computer-based learning, virtual classrooms, and digital collaboration. It includes the delivery of content via internet, intranet/extranet (LAN/WAN), audio – and videotape, satellite broadcast, interactive TV, CD-ROM, and more.” (Glossary of Educational Technology Terms)

“Hinter dem Begriff E-Learning verbirgt sich keine einheitliche Lern- oder Unterrichtsform. Vielmehr handelt es sich um einen Sammelbegriff für verschiedene Lehr-Lern-Szenarien, die sich durch den maßgeblichen Einsatz von Online-Medien auszeichnen.“ (Döring/Fellenberg 2005:35)

„E-Learning ist Lernen, das mit [digitalen] Informations- und Kommunikationstechnologien (Basistechnologien und Lerntechnologien) respektive darauf aufbauenden Lernsystemen als Anwendungssystemen unterstützt bzw. ermöglicht wird. Der Begriff ,E-Learning’ ist aber keineswegs auf diese Ebene beschränkt, sondern vermag ebenso auf ganz unterschiedliche Aspekte und Phänomene auf der Prozess- und Strategieebene sowie auf der Ebene des Managements der Veränderung abzuzielen.“ (Bendel/Hauske 2004)

Lehr- und Lernformen die durch neue Medien unterstützt bzw. ermöglicht werden und der Aufzeichnung, Speicherung, Be- und Verabeitung zur Anwendung und Präsentation von Lerninhalten dienen (vgl. Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung
Technikfolgenabschätzung (TA)Mediennutzung und eLearning in Schulen
Sachstandsbericht zum Monitoring „eLearning“ 2008:5)

Inhalt ist interaktiv und multimedial erfahr- und gestaltbar (vgl. Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA)Mediennutzung und eLearning in Schulen
Sachstandsbericht zum Monitoring „eLearning“ 2008:5)

E-Learning beruht auf Internettechnologien, da
•    vernetztes Lernen erfolgt, bei denen Informationen aktualisiert, gesichert, widerhergestellt, verteilt und genutzt werden können
•    durch Internet verwendet und verbreitet wird
(vgl. Rosenberg 2001:28f)

Form des Lernen und Lehrens durch computergestützte Technologien zur Aufzeichnung, Speicherung, Be- und Verarbeitung von Informationen; zur Unterstützung und Verarbeitung von Lerninhalten; Interaktivität, Multimedialität; veränderte Lernprozesse durch netzbasierte Kommunikationsformen und kollektive Arbeitsumgebungen; unabhängig von Raum und Zeit
(vgl. Kleimann/Wannemacher 2004:3)

Informative Anteile der Stoffvermittlung als Grundlage für den eigenständigen Wissensaufbau werden bereitgestellt
(vgl. Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA)Mediennutzung und eLearning in Schulen
Sachstandsbericht zum Monitoring „eLearning“ 2008:14)

Digital Natives unter sich

 

Sie leben, kommunizieren und lernen anders als ihre Eltern und Großeltern, denn sie sind mit digitalen Technologien wie Computer, Internet und Handy aufgewachsen: die sogenannten Digital Natives. Das sind – glaubt man der Literatur – alle nach 1980 Geborenen. Auf jeden Fall aber sind es die Kinder und Jugendlichen, die jetzt zur Schule gehen. Unterrichtsmethoden und Lernmaterialien müssen zu dieser Lebenswirklichkeit der Schüler passen. Denn um Menschen zu erreichen, muss man sie da aufsuchen, wo sie stehen.

http://www.youtube.com/watch?v=MhqLarYc2vE

„Wir brauchen eine neue Bildungsreform, die sich nicht darauf beschränkt, Erkenntnisse der Organisationslehre und der Betriebswirtschaft auf Schulen und Hochschule zu übertragen.“ Johannes Rau, 2004

Schulische Ausbildung in Form von Unterricht verändert sich vor dem Hintergrund von pädagogischen Konzepten und Theorien, und ebenso unter dem Einfluss von Umweltfaktoren. Darunter fallen der gesellschaftliche Wandel genauso wie der technische Fortschritt. Auf der Ebene der pädagogischen Theorien und didaktischen Konzepte zeigt sich dieses in der Pluralität der verschiedenen didaktischen Konzepte, dem Behaviorismus, dem Kognitivismus und dem Konstruktivismus.

Anfang des 20. Jahrhunderts begründet liegen dem Behaviorismus zwei Grundgedanken zugrunde, zum einen das Reiz-Reaktions-Modell und zum anderen das Black-Box-Denken (mentale Vorgängen finden keine Beachtung, da das Gehirn auf Reize mit angeborenen oder erlernten Verhaltensweisen reagiert). Integriert werden diese Grundgedanken im wesentlichen in drei Ansätze, dem des klassischen Konditionierens, dem des operanten Konditionierens und dem Lernen am Modell. Beim klassischen Konditionieren wird ein neutraler Reiz zeitlich mit einem reflexauslösendem Reiz gekoppelt, der später alleine diesen Reflex auslöst. Das bekannteste Beispiel ist hierfür der „Pawlosche Hund“ . Beim operanten Komditionieren hingegen werden positive oder negative Verhaltenskonsequenzen für die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens verantwortlich gemacht – im „Lernen“ erfolgt hier durch Belohnung oder Bestrafung. Beim Lernen am Modell dagegen vollzieht sich der Prozess des Lernens durch Nachahmung . Anhand dieser drei Ansätze lässt sich schon erkennen, das Lernen im Behaviorismus als ein Prozess verstanden wird, der zu Verhaltensänderungen führt und somit als eine Art Trainingsvorgang verstanden werden kann. Im Bereich des Lernen und Lehren mit digitalen Medien lassen sich behavioristische Prinzipien zum Beispiel beim Lernen neuer Reaktionsweisen umsetzen.

In den 1960-er Jahren fand dann ein neues theoretisches Konstrukt Einzug in die Wissenschaft: der Kognitivismus. Lernen wird dabei als mentaler (Problemlöse-)Prozess aufgefasst, als Prozess des Wissenserwerbs. Ziel ist eine effektive Informationsaufnahme,-verarbeitung,-speicherung. Dem Lernenden wird dabei eine Problemlösekompetenz zugeschrieben; der Lehrende hingegen muss die Inhalte und Probleme didaktisch aufbereiten. Diese Rollenverteilung lässt sich als Tutorenmodell bezeichnen. Den Kognitivismus findet man im digitalen Lernen z.B. umgesetzt in tutoriellen Programmen und Feedback-Varianten.

Der Konstruktivismus ist das jüngste Theoretische Konstrukt und wohl auch, dass am breitesten gefächerteste. Dem Konstruktivismus liegt die Annahme zugrunde, die Realität lasse sich nicht objektiv wahrnehmen, beschreiben oder erklären. Der Einzelne erlebt eine Wirklichkeit die individuell und/oder sozial konstruiert ist. Der menschliche Organismus wird dabei verstanden als ein energetisches, offenes, aber informell geschlossenes Systems das mit der Außenwelt strukturell gekoppelt ist. Unter dem Begriff „Neuer Konstruktivismus“ versteht man dabei den Konstruktivismus bezogen auf Fragen des Lernen und Lehrens. Lernen wird hier als eigenaktiver, autopoetischer, selbstreferentieller Vorgang verstanden. Wichtig ist dabei, dass Lernangeboteanschlussfähig sind, unterscheidbar von vorhandenem Wissen und die formulierten Ziele müsse brauchtbar, zumutbar, hilfreich und passend sein. Die Beziehung von Lernenden und Lehrendem lässt sich als Coachmodell verstehen,, in dem der Lehrer die Aktivität des Lerners anregt.

Jeder dieser theoretischen Ansätze liefert dabei seinen Teil zu Lehrmethoden, Unterrichtsgestaltung usw. Verknüpft man diese Theorien mit den Möglichkeiten, die in der digitalen Welt gegeben sind, erscheint eine Vielzahl neuer Methoden mit denen Lehrend und Lernen verändert und vielleicht sogar revolutioniert werden kann.

Eindeutig hervorheben lassen sich dabei die Potentiale der digitale Medien. Distribution, Repräsentation, Exploration, Interaktivität, Kommunikation und Kooperation – all das ist kein Problem in der digitale (World wide web)World. Informationen werden digital dargeboten, über Dienste verbreitet, Kommentiert und können überall und zu jeder Zeit abgerufen werden. Kombiniert man diese hervorragenden Eigenschaften mit den richtigen Lernkonzepten, dann müsste doch alles gut sein oder?

Oder was? Während der Lektüre der verschiedenen Texte konnte ich meinen Anfangsgedanken von einer generellen Kritik gegen E-Learning konkretisieren. Ich möchte mich in meiner Hausarbeit damit befassen, ob und inwieweit sich E-Learning an staatlichen Mittelschulen überhaupt durchführen lässt. Welche Möglichkeiten haben staatliche Schulen mit ihren Schülern E-Learning-Konzepte durchzuführen. Lassen sich E-Learning-Konzepte überhaupt sinnvoll in den Unterricht einbauen, wenn zum Beispiel nicht alle Schüler per se einen Zugriff auf das Internet von zuhause haben. Wie groß ist überhaupt der Anteil derer, die kein Internet zur Verfügung haben. Sind diese Kinder dann direkt benachteiligt? Gibt es die Möglichkeit, diesen Kinder von der Schule aus einen PC zur Verfügung zustellen? Wie viel Geld, darf eine staatliche Mittelschule für digitale Medien einplanen? Werden die Lehrer ausreichend geschult? Diese Fragen möchte ich versuchen in meiner Hausarbeit zu beantworten. Eine erste mögliche Gliederung könnte wie folgt aussehen:

1. Einleitung

2. Was versteht man unter E-Learning? (Ziele, Ansprüche, Grundgedanken)

3. Struktur

3.1 Staatliche Schulen (Wieviele? Wer hat E-Learning-Konzepte)

3.2 Internetzugänge (Schüler staatlicher Mittelschulen)

4. Finanzierung von E-Learning Programmen

5. Umsetzung von E-Learning: Vergleich zweier Beispiele -> evtl. Schule aus dem Artikel mit staatlicher Schule oder Konzept einer staatlichen Schule zum Thema E-Learning

6. Fazit

 

Auch andere sind kritisch

Fundstück auf Spiegel Online:

Luxuriöse Zukunftsschule

Tschüs, Papier

Von Susanne Lettenbauer

Digitale Schule: Edel-Internat elektrifiziert seine Schüler

Fotos
Schloss Neubeuern

Die Schüler am privaten Gymnasium Neubeuern sind Zukunftsreisende: Sie lernen nicht mit Tafel, Füller und Bleistift, sondern ausschließlich am Lehrer-überwachten Desktop ihrer Tablet-PC. Das Nobel-Internat kann sich das leisten, wovon viele Schulen nur träumen können.

Jeden Morgen um kurz nach 8 richtet sich die 15-jährige Antonia ihren Arbeitsplatz in der Schule ein: Ihren Tablet-PC schiebt sie in die Dockingstation und klickt auf die digitale Anwesenheitsliste, die ihre Bildschirmoberfläche in Kleinformat auf den Lehrer-PC beamt. Sie schaut nach vorn, wo sonst eine Tafel hängt, flimmert der Desktop ihrer Lehrerin in Großformat. Der Unterricht in der 10. Klasse des Privat-Gymnasiums Neubeuern in Bayern ist digital. Komplett. So stellt man sich die Zukunft vor.

Die Schülerin Antonia lernt seit gut eineinhalb Jahren in der digitalen Zukunft. Inzwischen muss sie ihre Hausaufgaben nicht mehr doppelt machen, anfangs hatte sie oft das Speichern vergessen. Von Programmen wie vCal, Outlook oder doodle.com hatte sie zuvor noch nie gehört. Heute synchronisiert sie ihre Termine per Smartphone, auch mit Freunden verabredet sie sich nur noch online.

Vieles von dem hat sie dem Leiter des privaten, staatlich anerkannten Gymnasiums „Schloss Neubeuern“ zu verdanken. Jörg Müller fragte sich vor drei Jahren: „Was tun wir eigentlich, damit Jugendliche diese neue Kulturtechnik erwerben und in einer vernetzten Datenwelt agieren und leben können?“ Die Antwort fiel deprimierend aus. Er überzeugte daraufhin die verantwortlichen Stiftungsmitglieder, die Schule komplett auf digitale Tinte umzustellen. Rund eine halbe Million Euro kostete das, rund eine Viertelmillion kostet der laufende Betrieb jährlich. Während öffentliche Schulen von derartigen Investitionen nur träumen, zahlen die Eltern am Edel-Internat monatlich 2500 Euro Schulgeld. Zudem wird die Schule vom Computer-Riesen Microsoft unterstützt. Am Geld muss hier niemand sparen.

„Die Lernmotivation in der Klasse ist gestiegen“

Aber profitieren Schüler tatsächlich von einem digitalen Unterricht? Der Geografielehrer Jörg Aster, 54, unterrichtet seit 20 Jahren in Neubeuern, vor ein paar Monaten führte er seine Schüler erstmals digital durch den Unterricht. Anfangs fiel es ihm schwer, gleichzeitig die Technik zu bedienen und den Unterrichtsstoff zu vermitteln. Irgendwann schrieb er sich kleine Kärtchen, die seitdem am Lehrerpult liegen, darauf notierte er etwa, wie er sich seine Arbeitsumgebung auf dem Computer sinnvoll einrichtet. Beim Korrigieren fehlt ihm oft noch das Papier und manchmal ärgert ihn die Technik: „Es kommt öfter vor, dass Computerstifte fehlen, der Akku nicht aufgeladen ist oder die Software nicht richtig funktioniert“, sagt er.

Auch würden sich die Schüler liebend gern ablenken lassen: Facebook und YouTube locken permanent. Allerdings kann Aster jeden Schritt seiner Schüler am digitalen Lehrerpult beobachten und zur Not die Bildschirme zentral in den Ruhezustand versetzen. Während entnervte Lehrer früher Schülerbriefchen abgefangen und vorgelesen haben, können die Lehrer in Neubeuern den Desktop des Querulanten an die Wand werfen.

Schülerin Antonia findet die strikten Regeln okay. „Ist halt Unterricht. Da soll man sich konzentrieren“, sagt sie. „Das ist wie im Job: Da darf ich ja auch nicht privat surfen.“

Trotz der Tücken ist Geolehrer Aster vom digitalen Unterricht überzeugt: Die Lernmotivation in seiner Klasse sei auf jeden Fall gestiegen, sagt er. Und der Schulleiter Müller freut sich, dass Schulhefte am Ende des Jahres nicht mehr in den Müll wandern. „Das Schöne ist, dass wir nicht mehr in Häppchen lernen“, sagt er. Jetzt gebe es endlich die Möglichkeit, sein Wissen über Jahre zu strukturieren. Jederzeit seien die Mitschriften und Unterrichtsinhalte präsent, und ein Abiturient könne sich per Suchfunktion durch den Stoff der neunten, zehnten oder elften Klasse klicken.

Neue Technologien können das Lernen verändern

Nicht alle Schüler sind davon überzeugt. Einige verließen die Schule, weil sie endlich wieder normalen Unterricht haben wollten, erzählt Geolehrer Aster. Auch Wissenschaftler sind sich uneins, ob Schüler tatsächlich vom digitalen Unterricht profitieren – Tenor: guter Unterricht kann durch neue Medien besser werden, schlechter nicht.

Frank Fischer, Professor für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie an der LMU München, sieht den Ansatz in Neubeuern grundsätzlich positiv. In Studien wurde nachgewiesen, dass neue Technologien ein neues Lernen bewirken. Aber: „Das ist nicht der Fall, wenn der einzige Unterschied die verwendete Technologie ist. Kreide versus Whiteboard, Buch versus Tablet-PC, Mobiles Lernen versus Klassenzimmer – dann finden Studien nur selten einen Unterschied mit Blick auf den Lernerfolg.“

Aber: Neue Unterrichtsansätze wie beispielsweise forschendes Lernen könnten mit Hilfe dieser neuen Technologien erst richtig umgesetzt werden. Statt nur zuzuhören und Fragen zu beantworten, könnten Schüler in kleinen Gruppen an Forschungs- oder Gestaltungsprojekten arbeiten. Das von ihnen erarbeitete, neue Wissen könne in Wikis dokumentiert werden. Fischer sieht ein großes Innovationspotential – „wenn Neubeuern solche innovativen Unterrichtsansätze realisiert“.

Der Informatik- und Deutschlehrer Armin Stadler kann sich einen Job an einer normalen Schule nicht mehr vorstellen. „In Informatik beispielsweise können die Schüler Datenbanken erstellen und zu Hause genau dort weiterüben, wo wir im Unterricht aufgehört haben.“

Laptop-Klassen genügten allerdings nicht dem Anspruch des Internats in Neubeuern, schreibt die Schule auf ihrer Homepage. „Es besteht permanent die Gefahr, dass der Laptop zum Alibi-Accessoire verkommt.“ Drei Techniker sorgen an der luxuriös ausgestatteten Schule dafür, dass die Computer laufen und optimal genutzt werden. Sie betreuen die bislang 60 Hightech-Schüler und natürlich auch die Lehrer, die die Hilfe gern in Anspruch nehmen.

Bis September 2012 sollen rund 130 Schüler, also etwas mehr als die Hälfte, mit einem Tablet ausgestattet sein. Die Schüler dürfen sie privat nutzen, die Geräte bleiben aber Schuleigentum.

Die Schülerin Sofia arbeitet seit einem halben Jahr am Tablet, sie findet das System mittlerweile „ganz okay“. Sie sagt: „Das ist wie ein ganz normales Heft, vielleicht sogar besser, weil man es gleich wieder löschen kann.“ Das Löschen, betont ihr Schulleiter, sei aber eigentlich nicht Sinn des neuen Systems.

Hochfahren, durchklicken, abspeichern, runterfahren. Hochfahren, chatten, diskutiere, runterfahren. Hochfahren, Kamera einschalten, skypen, runterfahren.

Der Computer als DAS zentrale digitale Medium ist nicht mehr wegzudenken. Jedes Kind lernt heute quasi mit der Muttermilch was Windows ist, wie ein Mac funktioniert. Es wird gegoogelt, geskyped, gechattet, getwittert, gebloggt. Doch der Umgang mit digitalen Medien ist nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, eine Form der Belustigung. Digitale Medien verändern unser gesamtes Umfeld, unsere Gesellschaft.

Auf den Kontext Lernen und Lehren bezogen bedeutet das: ein neues Zeitalter bricht an. Digitale Medien halten ihren Einzug in die Klassenzimmer. Overheadprojektoren werden durch Beamer ersetzt, Englisch wird mit dem Online-Vokabelprogramm unterricht und Referate werden zwecks Evaluation gefilmt. Doch bringt das alles wirklich was? Gehört die digitale Welt ins Klassenzimmer?

Im Zuge des Seminars „Lehren und Lernen mit digitalen Medien“, möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, warum digitale Medien im Bereich Lernen und Lehren eingesetzt werden: Was sind die Zielsetzungen und welchen Mehrwert bietet der Einsatz digitaler Medien im Vergleich zu „herkömmlichen“ Unterrichtsmaterialien?

Um die Ecke gedacht

Es ist zwei Uhr nachts und ich sitze in meiner Küche und mache mir Gedanken über digitales Lernen und Lehren. Und um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung was ich schreiben soll. Also sitze ich hier und starre auf den Bildschirm und hoffe inständig, dass mir ein Geistesblitz kommt. Aber seien wir mal ehrlich, der kommt nicht, zumindest nicht nachts um zwei (außer vielleicht ich wäre Vicky, aber noch kribbelt es nicht in meiner Nase). Gut, dann versuch ich es eben ohne zündende Idee.

Digitales Lernen. Was ist das eigentlich? Hab ich das schon mal gemacht? Ist digitales Lernen schon das durchlesen von Wikipedia-Artikeln? Oder lerne ich während ich im Internet surfe? Wann habe ich überhaupt das erste Mal mit digitalen Medien gelernt. Einen Computer hatte ich erst, als ich 18 wurde. Ich war die letzte in meiner Stufe, während andere ihre Referate im Internet recherchierten, hing ich über dicken Büchern und suchte verzweifelt nach der russischen Revolution oder irgendwelchem Genetik Krims-Krams. Und hat es mir geschadet? Nein. Überhaupt war ich jahrelang unglaublich undigital. Und ich mag das: ich mag das rascheln von meinen Papiernotizen und ich mag Folien auf einem Overhead-Projektor tausend mal lieber als eine Powerpoint-Präsentation. Aber meine Vorlieben sollen hier nicht zum Thema werden. Ich überlege weiter, wer fällt mir im Zusammenhang mit digitalem Lehren und Lernen in meinem Umfeld ein? Als erstes Dieter. Der doofe Dieter vom Flugplatz der Rentner Computerkurse gibt in der Volkshochschule – ein Job der sich richtig rentieren muss. Vielleicht werde ich auch mal Rentner Lehrer wenn ich groß bin, obwohl, nein, dazu fehlt mir die Geduld. Der Dieter lehrt also mit digitalen Medien. Mhm, und jetzt? Interessant wäre ja die Frage: was bringt es? Den Rentnern mein ich. Die können dann zuhause vorm Laptop sitzen, mit ihren Enkeln skypen und auf Facebook alte Freunde finden. Das kommt mir unheimlich vor. Wenn ich mir meine Oma vorstelle, dann ist das letzte was ich gut finden würde, wie Oma einen Link bei Facebook postet oder am besten noch: zur Bloggerin wird. Aber der technische Fortschritt ist ja nicht aufzuhalten, denke ich mir und klinge gerade nach besagter Oma höchstpersönlich. Wo war ich vor der Oma stehengeblieben? Ach ja, beim doofen Dieter. Den hake ich jetzt aber schnell ab, sonst kriege ich schlechte Laune. Weiter also. Beim rumdenken fällt mir meine Mama ein. Der habe ich vor einem Jahr beigebracht unseren Laptop standesgemäß zu benutzen. Fein säuberlich hatte sie sich damals alles notiert, auf einem Zettel aus meinem Collegeblock. Irgendwann war der Zettel verschwunden und meine Mutter hatte, ich kann es noch immer kaum glauben, mein Geburtstagsgeschenk bei Amazon bestellt (etwas das ich selbst im übrigen noch nie getan habe, weil ich es vorziehe im Geschäft einzukaufen). Ich weiss nicht genau, was ich mit dieser Anekdote sagen will – nur eines stelle ich gerade fest. Ich will wissen, was es den Menschen bringt sich mit digitalen Medien zu bilden? Was ist die Intention? Und was wäre eigentlich ohne das digitale Zeitalter? Eins ist klar, dann wäre ich schon längst im Bett. 2:38 Uhr. Jetzt reicht es mir. Gute Nacht, du schöne digitale Welt.