„Wir brauchen eine neue Bildungsreform, die sich nicht darauf beschränkt, Erkenntnisse der Organisationslehre und der Betriebswirtschaft auf Schulen und Hochschule zu übertragen.“ Johannes Rau, 2004

Schulische Ausbildung in Form von Unterricht verändert sich vor dem Hintergrund von pädagogischen Konzepten und Theorien, und ebenso unter dem Einfluss von Umweltfaktoren. Darunter fallen der gesellschaftliche Wandel genauso wie der technische Fortschritt. Auf der Ebene der pädagogischen Theorien und didaktischen Konzepte zeigt sich dieses in der Pluralität der verschiedenen didaktischen Konzepte, dem Behaviorismus, dem Kognitivismus und dem Konstruktivismus.

Anfang des 20. Jahrhunderts begründet liegen dem Behaviorismus zwei Grundgedanken zugrunde, zum einen das Reiz-Reaktions-Modell und zum anderen das Black-Box-Denken (mentale Vorgängen finden keine Beachtung, da das Gehirn auf Reize mit angeborenen oder erlernten Verhaltensweisen reagiert). Integriert werden diese Grundgedanken im wesentlichen in drei Ansätze, dem des klassischen Konditionierens, dem des operanten Konditionierens und dem Lernen am Modell. Beim klassischen Konditionieren wird ein neutraler Reiz zeitlich mit einem reflexauslösendem Reiz gekoppelt, der später alleine diesen Reflex auslöst. Das bekannteste Beispiel ist hierfür der „Pawlosche Hund“ . Beim operanten Komditionieren hingegen werden positive oder negative Verhaltenskonsequenzen für die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens verantwortlich gemacht – im „Lernen“ erfolgt hier durch Belohnung oder Bestrafung. Beim Lernen am Modell dagegen vollzieht sich der Prozess des Lernens durch Nachahmung . Anhand dieser drei Ansätze lässt sich schon erkennen, das Lernen im Behaviorismus als ein Prozess verstanden wird, der zu Verhaltensänderungen führt und somit als eine Art Trainingsvorgang verstanden werden kann. Im Bereich des Lernen und Lehren mit digitalen Medien lassen sich behavioristische Prinzipien zum Beispiel beim Lernen neuer Reaktionsweisen umsetzen.

In den 1960-er Jahren fand dann ein neues theoretisches Konstrukt Einzug in die Wissenschaft: der Kognitivismus. Lernen wird dabei als mentaler (Problemlöse-)Prozess aufgefasst, als Prozess des Wissenserwerbs. Ziel ist eine effektive Informationsaufnahme,-verarbeitung,-speicherung. Dem Lernenden wird dabei eine Problemlösekompetenz zugeschrieben; der Lehrende hingegen muss die Inhalte und Probleme didaktisch aufbereiten. Diese Rollenverteilung lässt sich als Tutorenmodell bezeichnen. Den Kognitivismus findet man im digitalen Lernen z.B. umgesetzt in tutoriellen Programmen und Feedback-Varianten.

Der Konstruktivismus ist das jüngste Theoretische Konstrukt und wohl auch, dass am breitesten gefächerteste. Dem Konstruktivismus liegt die Annahme zugrunde, die Realität lasse sich nicht objektiv wahrnehmen, beschreiben oder erklären. Der Einzelne erlebt eine Wirklichkeit die individuell und/oder sozial konstruiert ist. Der menschliche Organismus wird dabei verstanden als ein energetisches, offenes, aber informell geschlossenes Systems das mit der Außenwelt strukturell gekoppelt ist. Unter dem Begriff „Neuer Konstruktivismus“ versteht man dabei den Konstruktivismus bezogen auf Fragen des Lernen und Lehrens. Lernen wird hier als eigenaktiver, autopoetischer, selbstreferentieller Vorgang verstanden. Wichtig ist dabei, dass Lernangeboteanschlussfähig sind, unterscheidbar von vorhandenem Wissen und die formulierten Ziele müsse brauchtbar, zumutbar, hilfreich und passend sein. Die Beziehung von Lernenden und Lehrendem lässt sich als Coachmodell verstehen,, in dem der Lehrer die Aktivität des Lerners anregt.

Jeder dieser theoretischen Ansätze liefert dabei seinen Teil zu Lehrmethoden, Unterrichtsgestaltung usw. Verknüpft man diese Theorien mit den Möglichkeiten, die in der digitalen Welt gegeben sind, erscheint eine Vielzahl neuer Methoden mit denen Lehrend und Lernen verändert und vielleicht sogar revolutioniert werden kann.

Eindeutig hervorheben lassen sich dabei die Potentiale der digitale Medien. Distribution, Repräsentation, Exploration, Interaktivität, Kommunikation und Kooperation – all das ist kein Problem in der digitale (World wide web)World. Informationen werden digital dargeboten, über Dienste verbreitet, Kommentiert und können überall und zu jeder Zeit abgerufen werden. Kombiniert man diese hervorragenden Eigenschaften mit den richtigen Lernkonzepten, dann müsste doch alles gut sein oder?

Oder was? Während der Lektüre der verschiedenen Texte konnte ich meinen Anfangsgedanken von einer generellen Kritik gegen E-Learning konkretisieren. Ich möchte mich in meiner Hausarbeit damit befassen, ob und inwieweit sich E-Learning an staatlichen Mittelschulen überhaupt durchführen lässt. Welche Möglichkeiten haben staatliche Schulen mit ihren Schülern E-Learning-Konzepte durchzuführen. Lassen sich E-Learning-Konzepte überhaupt sinnvoll in den Unterricht einbauen, wenn zum Beispiel nicht alle Schüler per se einen Zugriff auf das Internet von zuhause haben. Wie groß ist überhaupt der Anteil derer, die kein Internet zur Verfügung haben. Sind diese Kinder dann direkt benachteiligt? Gibt es die Möglichkeit, diesen Kinder von der Schule aus einen PC zur Verfügung zustellen? Wie viel Geld, darf eine staatliche Mittelschule für digitale Medien einplanen? Werden die Lehrer ausreichend geschult? Diese Fragen möchte ich versuchen in meiner Hausarbeit zu beantworten. Eine erste mögliche Gliederung könnte wie folgt aussehen:

1. Einleitung

2. Was versteht man unter E-Learning? (Ziele, Ansprüche, Grundgedanken)

3. Struktur

3.1 Staatliche Schulen (Wieviele? Wer hat E-Learning-Konzepte)

3.2 Internetzugänge (Schüler staatlicher Mittelschulen)

4. Finanzierung von E-Learning Programmen

5. Umsetzung von E-Learning: Vergleich zweier Beispiele -> evtl. Schule aus dem Artikel mit staatlicher Schule oder Konzept einer staatlichen Schule zum Thema E-Learning

6. Fazit

 

3 Gedanken zu „„Wir brauchen eine neue Bildungsreform, die sich nicht darauf beschränkt, Erkenntnisse der Organisationslehre und der Betriebswirtschaft auf Schulen und Hochschule zu übertragen.“ Johannes Rau, 2004

  1. Breeeza sagt:

    Heyho Lena!

    Wie groß ist überhaupt der Anteil derer, die kein Internet zur Verfügung haben? -> Siehe JIM-Studie, die neue 2011er ist gerade rausgekommen: http://www.mpfs.de/index.php?id=11
    Was heißt bei dir denn Mittelschule? Umfasst das Jahrgänge… 7-10?!

    So wie ich das mitbekommen habe, gibt es schon einige staatliche Unterstützungsprogramme, um z.B. Schulen mit Laptops oder Interaktiven Whiteboards auszustatten. Das Problem würde ich eher in der Lehrerfortbildung sehen. Zwar ist der finanzielle Aspekt sicherlich oft ein Hindernis, aber ahnungslose Lehrende sind meines Erachtens viel schlimmer. Zwar haben die dann ein Smartboard in der Ecke rumstehen, nutzen das aber auch nicht viel anders als einen Beamer – fragwürdig, ob man da mit bloßem Materialismus ( „ihr habt doch die Geräte – nutzt sie sinnvoll!“) ohne Hilfestellung zur sinnvollen Nutzung weiterkommt.
    Wär sowas, was mir dazu einfiele, weil ich es auch langweilig fände, wenn man sich nur Ist-Zustände anschaut und (wie es gerade klingt) statistische Daten anschaut/vergleicht.

    Aber: ich ziehe den Hut vor der konkreten Themenvorstellung!

    Grüßle

    • lenacasillas sagt:

      Hello!

      Das ging ja flott 😉 Nix zutun oder was 😉 Mittelschule ist für mich Gymnasium, Realschule, Hauptschule. Zu den Daten, da gibt es quasi Vorgaben/Richtlinien vom Bundestag zum E-Learning Einsatz, da muss ich mich aber noch reinfuchsen. Zu der Studie, die du mir gegeben hast – ich würde da eher gehen nach allgemeineren Studien zur Mediennutzung – das scheint mir etwas speziell, ich zweifel an, dass 100 Prozent der 12-18-jährigen einen PC oder Laptop haben. Ich hatte gedacht, dass ich Ideen oder Ansätze quasi im vorletzten Punkt abhandel, indem ich dann, wenn ich eine gute Idee habe, klarmachen könnte, wie man E-Learning unter den gegebenen Vorraussetzungen gestalten könnte. Aber so, konkret bin ich jetzt noch nicht 😉

      Also: besten Dank!

  2. mayrberger sagt:

    Liebe Lena,

    ich finde es sehr nachvollziehbar, dass Sie grunsätzlich von einer Pluralität der vierschiedenen lerntheoretischen Positionen für die Gestaltung von didaktischen Lernumgebungen ausgehen: „Jeder dieser theoretischen Ansätze liefert dabei seinen Teil zu Lehrmethoden, Unterrichtsgestaltung usw. Verknüpft man diese Theorien mit den Möglichkeiten, die in der digitalen Welt gegeben sind, erscheint eine Vielzahl neuer Methoden mit denen Lehrend und Lernen verändert und vielleicht sogar revolutioniert werden kann.“

    Das hier finde ich einer gelungene Ausgangsbasis: „Kombiniert man diese hervorragenden Eigenschaften mit den richtigen Lernkonzepten, dann müsste doch alles gut sein oder? Oder was?“ … für Ihren konkreten und kritischen Fokus auf den (alltäglichen?) Schulunterricht, wenn Sie danach fragen „ob und inwieweit sich E-Learning an staatlichen Mittelschulen überhaupt durchführen lässt“. Doch auch hier rate ich Ihnen noch einen weiteren konkreten Schritt zu tun, damit Sie das Thema nicht „erschlägt“. Vielleicht könnten Sie sich auf einen bestimmten Aspekt beziehen, z.B. in dem Sie konkretisieren, was Sie mit E-Learning in der Schule meinen (Interaktive Whiteboards, Laptops, Computerräume, Lernsoftware im Unterricht, Lernplattformen …) und welches Problem (wie z.B. die Kompetenz der Lehrer/innen, wie von meiner Vorrednerin angebracht) Sie konkret in den Blick nehmen wollen. Vielleicht gibt Ihnen dieses Landesprojekt dazu ja Anregungen: Beispiel: http://medienkompetenz.rlp.de/

    Die Fragerichtung finde ich grundsätzlich klasse und sehr passend im Seminarkontext und ich bin gespannt, wohin die Reise gehen wird.

    KM

    P.S. Noch eine formale Anmerkung: Sie brauchen diese Arbeit nicht als „Hausarbeit“ zu denken, es hat eine andere – wenn auch schriftliche – Form. So eine persönliche Gliederung kann allerdings in der Tat hilfreich sein, um zu wissen, was noch zu tun ist – sie könnte aber auch vorschnell Punkte ausschließen, die Ihnen noch begegnen könnten 😉

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